09. Reisetag – Dunaföldvár nach Ruzsa (110 km)


8:00 Uhr machte es wieder klingeling. Diesmal war es am Morgen nicht kalt an den Füßen, der Rücken hatte sich auch nicht gemeldet, also stand ich bestens motiviert auch auf und machte mich wieder ans Packen. Das französische ältere Paar packte auch schon zusammen, obwohl sie nicht so viel hatten, denn sie schliefen ja im Auto. Eigentlich war ich schon 9:00 Uhr abfahrbereit, da aber zunächst niemand an der Rezeption zu sein schien, aber jemand die Wiese mähte, kam ich mit diesem ins Gespräch – (aber nur!) eine Stunde lang 😉 Mittlerweile war dann doch die Rezeption besetzt und brav bezahlte ich die fälligen Gebühren.

Also ging es letztlich 10:00 Uhr los. Die letzten Bilder von der Donau sollten hier entstehen, ebenso von dem russischen Denkmal. Denn für diesen Tag überquerte ich die Donau nun das vorerst letzte Mal. Auch wenn der Campingplatz den Namen „Blaue Donau“ hat, konnte ich auch dieses Jahr wieder feststellen wie sicher viele andere auch, dass dieser Fluss irgendwie nicht wirklich blau ist.

Trotz Eurovelo 6 ging es nach letzter Überquerung sowie Sichtung der Donau etwas weg von ihr. Über Solt ging es Richtung Harta auf einem wunderbar asphaltierten Dammweg, welchen ich später jedoch verlassen musste, weil es dann auf die familiäre Hausstrecke (Autoroute) gehen sollte, da diese dann die kürzeste Verbindung bis zum Opa ist. Beim nächsten Mal fahre ich mal über Baja weiter 😉

In Dunatetétlen ging es dann auf die Bundesstraße 53 und dort war schon ein ordentlicher Verkehr, den ich die nächsten 10 Kilometer bis zum nächsten Ort dann „ertragen“ musste, bevor ein langer Radweg mich bis fast ans Ziel führen sollte. Bis dahin konnte ich aber immerhin die große Weite der Ungarischen Tiefebene sehen und spüren und auf einem pußtaähnlichen Gebiet sogar Pferde bewundern.

Ab Akasztó ging es dann wunderbar auf dem relativ neuen Radweg weiter bis Kiskörös, wo ich beim Geburtshaus des berühmten ungarischen Dichters Sándor Petőfi kurz Halt machte. Im nächsten Ort Soltvadkert, wo auch immer das große ungarische Lada-Treffen stattfindet, gönnte ich mir dann ein großes 4-Kugeln-Eis. Denn ich hatte hier erst die ungefähre Tagesetappenhälfte gepackt und brauchte eine kleine Motivation.

Die Knie spielten auch mit und schienen wieder ok zu sein. Danach ging es weiter, ich wollte ja gegen 17:00 Uhr gerne beim Opa ankommen! Also ging es nach dem Kreisverkehr wieder 20 Kilometer lang geradeaus auf dem ebenfalls relativ neuen Radweg separat von der Straße bis zur nächsten Stadt Kiskunhalas. Dort gibt es auch ein Spitzenhaus, in dem ungarische Spitze und Klöppelarbeiten zu besichtigen sind. Gegenüber wurde sogar eine Plattenbauwand mit solch einem Muster bemalt! Am Ortsausgang gings endlich mal wieder links weg – egal, Hauptsache abbiegen – und die letzten 30 km auf einer kleinen Landstraße, die sich aber gut fahren ließ. Wenig Verkehr und der Belag schien noch nicht zu alt zu sein. Doch es kam irgendwie auf einmal ganz anders. Da ich schon die letzten Tage immer strampelte und die jetzige Straße auch eben und bis auf wenige leichte Abbiegungen gute 19 km geradeaus ging, schwank die Motivation wirklich immens. Oder war es die Angst anzukommen, denn dann wäre die Tour ja wirklich vorbei! Es war sehr komisch, denn ich wollte ja endlich beim Opa ankommen, doch am liebsten hätte ich die Eltern angerufen, dass sie mich mit dem Auto abholen sollen, trotz nur weniger km vorm Ziel!

Doch es kam die nächste Kreuzung, es ging rechts weg! Der nächste und vorletzte Ort ist nur 5 km entfernt, klingt nicht schlecht, aber der Asphalt war deutlich schlechter … aber es half nix. In Pusztamerges hielt ich dann kurz an, um die Action-Kamera wieder zu positionieren und startklar zu machen für die Zieleinkunft. Die letzten 6 km sollten dann doch noch geschafft werden, kurz dachte ich, auf den Osterinseln zu sein, und mit großer Freude erreichte ich mein Ziel Ruzsa, am Ortseingangsschild baute ich das erste Mal auf der Tour das Stativ auf, um mich zu fotografieren. Ein nicht ganz gelungener Freudensprung wurde ebenso filmisch festgehalten wie die restlichen wenigen 100 m, die ich durch den Ort bis zum Opa brauchte. Einige Freudenschreie mit einem „itthon vagyok!“ (Ich bin daheim!) ließen sich dann doch nicht ganz vermeiden, aber es war nix los auf der Straße. Die Eltern standen schon an der Hofeinfahrt und freuten sich natürlich auch, dass ich heile angekommen bin. Tata (Opa) mit seinen mittlerweile 91 Jahren war nicht ganz so schnell zu Fuß, kam dann aber auch kopfschüttelnd („Der Tomi ist doch verrückt! Kommt der schon wieder mit dem Radel an!“), aber schmunzelnd aus dem Haus. Um so größer war natürlich dann die herzliche Begrüßung. Schließlich kam sogar der Onkel kurz darauf ebenso von der Arbeit – Timing nenne ich sowas!

Mh, schon komisch…. Nach nur 923,46 km in 51 Stunden und 38 Minuten (reine Fahrtzeit) oder 9 Tagen war die zweite Passau – Ruzsa – Tour gegen 17:30 Uhr vorbei und die nächsten Tage hatte mein „Eisenschein“ ebenfalls die Möglichkeit, sich auszuruhen Und ich freute mich wirklich sehr, nach 7 Nächten im Zelt endlich wieder ein gescheites Bett samt Federbett benutzen zu können.

Als Fazit kann ich zusammenfassen:

  • es war sicher nicht die letzte Tour
  • die nächste Tour 20xx liegt bereits in der Schublade, dann evtl. sogar mit demFahrradanhänger
  • die 1000 Trainingskilometer vorm Urlaub waren gut angelegt, der Pops konnte sich auf die Reise ausreichend vorbereiten
  • es muss kein Super-Fahrrad für so eine Tour ausgewählt werden
  • die Wahl bzw. der Umfang des Gepäcks ist wirklich entscheidend über das letztliche Zusatzgewicht sowie das Fahrverhalten
  • diverse Befürchtungen bzgl. des Alleinradelns haben sich nicht bestätigt
  • das Alleinradeln hat zwecks Flexibilität bzw. seine Ziele verfolgen so seinen Reiz, aber zu zweit oder in einer kleinen Gruppe würde ich gerne wieder radeln wollen

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